Chronik
1862
Es vergingen aber noch viele Jahre, bis sich im Jahre 1862 verantwortungsbewusste Männer zu einer freiwilligen Feuerwehr organisierten. Der Verein gab sich den Namen
Turner-Feuerwehr, Lindenberg
Beruhigend musste für die Bevölkerung damals der Gedanke gewesen sein, eine organisierte Feuerwehr zu haben. Denn der rote Hahn war in einer Zeit der einfachsten Löschmöglichkeiten in der Lage, ganze Ortschaften dem Erdboden gleichzumachen.
Die Feuerwehr war gleichzeitig Turnverein. Die sportliche Leistung – daran hat sich bis in die heutige Zeit nichts geändert – war die beste Voraussetzung für jeden Feuerwehrmann. Mitglied in der Feuerwehr zu sein, war Dienst am Nächsten und eine Ehre, eine selbstverständliche Pflicht für jeden Bürger, ob Arbeiter, Handwerker oder Fabrikant.
Viele Hände wurden für die Bekämpfung von Feuer gebraucht, um das Wichtigste noch zu retten. Es verging meistens viel Zeit, bis die Wehrmänner am Brandort eintrafen. Die Alarmierung war stets über viele Stationen gelaufen: Feuerruf, Glockenläuten und Trompetensignal alarmierten die Männer auf dem Felde oder in der Werkstatt oder die Wehrmänner in den vielen Hutfabriken. Bis die Pferde eingespannt waren und der schwerfällige Spritzenwagen am Brandplatz eintraf, war oft das mühsam erarbeitete Hab und Gut dem Feuer zum Opfer gefallen. Für die Männer unter den Messinghelmen gab es nur einen Gedanken: „Retten, was zu retten ist". Hier galt es, äußerste Disziplin zu wahren, um so wirkungsvoll wie möglich das Feuer zu bekämpfen.
1900
Um die Jahrhundertwende zählte die Feuerwehr in Lindenberg bereits 200 Männer. Der Markt hatte zu dieser Zeit circa 3000 Einwohner. Viele bekannte Namen folgten in der Kommandantenliste dem des Gründungskommandanten J. P. Huber, der die Wehr von 1862 bis 1865 leitete. Um die Jahrhundertwende übernahm Josef Reich die Wehr und baute sie weiter aus. 1910 übergab er mit Stolz eine Feuerwehr mit 250 Mann an seinen Nachfolger Fridolin Huber.
1903
Bis zum Jahre 1903 waren Feuerwehr und Turnverein zusammengeschlossen. Dann aber wurde, um die Verschiedenheit der wichtigen Aufgaben besser zu meistern, eine Trennung der beiden Vereine beschlossen.
Bestimmt nicht von ungefähr tauchten in der Führungsspitze der Wehr Namen von Strohhutfabrikanten auf, war doch die heimische Industrie – das Hutmachen – in einer Blütezeit. Es galt in den ca. 30 Hutfertigungsbetrieben die Arbeitsplätze zu schützen. Brände in den Hutfabriken hätten schlimme wirtschaftliche Folgen gehabt.
1914 – 1918
Schwer wurde die Zeit, als der Erste Weltkrieg ausbrach und die wehrtüchtigen Männer an die Front mussten, darunter auch Kommandant Fridolin Huber.
Von 1914 – 1918 führten Michael Hieble und Josef Keller die Wehr. Bessere Löschgeräte ermöglichten eine wirkungsvollere Brandbekämpfung. Das Wasserhochdrucknetz, das in der Stadt seit 1902 zur Verfügung stand, war eine äußerst wertvolle Löschhilfe.
1924
Nach dem ersten Weltkrieg übernahm Fridolin Huber wieder die Wehr. Sie erhielt vom Bezirksamt Lindau im Jahre 1924 die erste Motorspritze.
1926
Von 1926 – 1937 war Ottmar Ritter von Reich Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Lindenberg. Das Kommando hatte Xaver Groß.
1936
In den folgenden Jahren wurde die Feuerwehr-Organisation von Seiten des Staates immer mehr gestrafft. An die Stelle der Freiwilligkeit trat die Pflicht. Am 5. Februar 1936 wurden durch eine Reichsverordnung und die Entschließung des Staatsministers des Innern in Bayern die Feuerwehren des Landesfeuerwehrverbandes als öffentliche Feuerwehren anerkannt und unter Polizeiverwaltung gestellt. Unter anderem hieß es, die Feuerwehren seien keine Vereine mehr und müssten daher auch alles vermeiden, was sich mit dem öffentlichen Auftreten als Schutztruppe nicht vereinbaren lässt. Die Feuerwehr war ab sofort auch Träger des Hoheitsabzeichens.
1939
Die rechte Hand musste zum Gruß erhoben werden. Dunkle Wolken deutscher Geschichte zogen auf. In dieser schweren Zeit übernahm Anton Haas die Leitung der Wehr. Bald kam unter seinem Kommando die erste stadteigene Motorspritze – von einem Horch-Pkw gezogen – im Frühjahr 1939 zum Einsatz.
Die Mobilmachung und der Beginn des Zweiten Weltkrieges brachten schwere Zeiten für die Wehrmänner. Eine Jugendwehr, die HJ-Feuerschutzpolizei, wurde gegründet. Sie übernahm nun mit den verbliebenen altgedienten Wehrmännern den Dienst. Maschinen und Geräte waren stärksten Belastungen ausgesetzt und konnten nicht erneuert werden. Die Kriegsrüstung forderte Metall jeder Art, da wurde vor nichts Halt gemacht, weder vor Metallkupplungen an den Schläuchen noch vor den Glocken der Kirchen unserer Stadt. Jetzt wurden Sonntagsdienste eingeteilt, die eine Zeit äußerster Prüfung für die Wehr und vor allem für den Kommandanten einleiteten.
1940
Am 15. Juni 1940 waren von 115 Männern 55 zum Heeresdienst eingezogen worden. Immer häufiger erhielt die Wehr Nachricht, dass Feuerwehrkameraden gefallen waren oder vermisst wurden.
1943
Am 21. Juli 1943 folgte der erste Einsatz im Krieg. Unter den neuen Stahlhelmen in Schwarz fuhren Anton Haas und seine Männer zu Löscheinsätzen in die schwer bombardierten Städte Friedrichshafen, München und Augsburg.
1945
Als der Krieg sein schreckliches Ende fand, hingen viele Uniformen von Kameraden, die nicht mehr aus dem Felde heimgekehrt waren, in den Spinden. Von einem unbeugsamen Willen beseelt, meisterte die kleiner gewordene Schar treuer Feuerwehrmänner viele Einschränkungen unter der Besatzungsmacht.
Mit dem Wiederaufbau eines am Boden liegenden Deutschlands begann auch eine neue Zeit für unsere Wehr. Jetzt wurde den Männern eine bessere Hilfeleistung durch schnelleres Alarmieren, schnellere Fahrt zum Brandplatz und modernere Ausrüstung ermöglicht. Die stille Alarmierung wurde eingeführt, jetzt riefen schrille Alarmglocken in den Wohnungen und Arbeitsstätten die Wehrmänner. Die bis dahin vorhandene Sirene wurde nur als Notfall-Ersatz beibehalten.
1949 / 1956
Der Anschaffung einer Kraftspritze LF 15 im Jahre 1949 folgte ein Mercedes-Metz-Tanklöschfahrzeug TLF 16 im Jahre 1956. Im gleichen Jahr erkannten die Verantwortlichen der Wehr die Wichtigkeit von Atemschutz. Heeresatmer bzw. Kreislaufatmer wurden zum gesundheitlichen Schutz der Wehrmänner mit Erfolg eingesetzt.
1961
Im Jahre 1961 beschaffte man die ersten Pressluftatmer – wegen der Verwendung von Kunststoffen in neuen Baumaterialien ein wichtiger Schritt für eine wirkungsvolle Brandbekämpfung beim Auftreten von Atemgiften. Die schnell anwachsende Bevölkerung der Stadt und neue Industrieansiedlungen brachten immer neue Aufgaben. Öltanks für Heizungen und technische Gefahrenquellen erforderten verschiedenartige Einsätze. Immer besser funktionierte die Zusammenarbeit bei Hilfeleistungen zwischen Feuerwehr, Polizei und Sanitätswesen.
Als äußeres Zeichen von Übungsfreudigkeit wurden Leistungsabzeichen zuerkannt. Bei der Prüfung ging es aber nicht nur um den Erwerb eines Emblems, sondern um die Bestätigung, dass man fähig war, durch umsichtiges Handeln schnellstmögliche Hilfeleistung jeder Art im Einsatz zu bringen.
1964
Überglücklich und stolz standen sie nebeneinander – Anton Haas, der 26 Jahre die Wehr leitete und sein Nachfolger Martin Stibi, als die Freiwillige Feuerwehr Lindenberg ihr 100-jähriges Bestehen feiern konnte. 55 Wehren mit ca. 1000 Wehrmännern sowie viele Musikkapellen nahmen am großen Festzug durch die dicht gesäumten Straßen der Stadt teil. Es waren große, gut organisierte Festtage, an die sich alle Dabeigewesenen gerne zurückerinnern.
Ein großes Geschenk für alle Bürger war die neue 30-Meter Drehleiter, die am 4. 10. 1964 der Wehr übergeben wurde. Sie war nicht nur für die Stadt, sondern auch für die umliegenden Gemeinden des oberen Kreisgebietes eine wertvolle Ergänzung des Geräteparks. In allen Ansprachen zur Einweihung der Leiter war vielleicht ein Satz von äußerster Wichtigkeit: „Und wird nur ein Menschenleben durch die Leiter gerettet, so hat sich dieses Rettungsgerät bereits bezahlt gemacht".
Noch im Festjahr wurde eine Tauchergruppe aufgestellt, die aus der kleinen Gruppe der Atemschutzträger kam. Die Ausrüstung war privates Eigentum jedes Kameraden.
1965
1965 wurde eine Funkweckeralarmierung von der Stadt finanziert. Die Einsätze für nachbarliche Löschhilfe nahmen zu, und um die wertvollen Geräte der Wehr zu schützen und besser warten zu können, wurde ein hauptamtlicher Gerätewart eingestellt.
1966
Viel zu eng war die Unterbringung der Feuerwehr im Rathaus, und so wurde im Jahre 1966 ein Schulungsraum und eine Alarmzentrale mit großen Eigenleistungen im alten Elektrizitätswerk im Nebengebäude des Rathauses ausgebaut.
1968
Kommandant Stibi schied im Jahre 1968 aus der Wehr. Fünf Jahre galt er als unumstrittenes Vorbild der Feuerwehr. Als Zeichen des Dankes wurde er zum Ehrenkommandanten ernannt.
Der langjährige Feuerwehrmann und Stellvertreter Rudolf Mayr wurde nun neuer Kommandant, und zu seinem Stellvertreter wählte die Wehr Erich Dobler. Auch in gesellschaftlicher Hinsicht war die Wehr aktiv. Kameradschaft wurde ganz groß geschrieben, und unvergessen sind die schönen Feuerwehrbälle oder die närrischen Einsätze der Tauchergruppe. Viel Freude haben die Komödianten mit ihren Traditionsfiguren „Xaver und Josefle" den Lindenbergern gebracht. 10 Jahre lang war der Beitrag der Feuerwehr die Hauptattraktion bei den jährlichen „Bunten Abenden" der Stadt.
1969
Die Zahl der Einsätze nahm weiter zu, und als Stützpunktfeuerwehr stärkte sie die Zentralität der Stadt im Landkreis. Die Firma Kraft gründete im Jahre 1969 eine anerkannte Werksfeuerwehr. Sie galt als zusätzliche Verstärkung für das Lindenberger Löschwesen. Für den Ersteinsatz gerüstet waren auch die Betriebsfeuerwehren in den Hutfabriken der Stadt.
1971
Im Jahr 1971 wurde die Wehr mit einem Trocken-Tanklöschfahrzeug ausgerüstet.
1976
Zur schnellen Alarmierung aller Kräfte trugen die Weckerlinie und der Kauf weiterer Funkwecker wesentlich bei. Immer kürzer wurden die Zeiten vom Alarm bis zum Eintreffen am Brandplatz.
Den ersten Rüstwagen RW 2 im Landkreis Lindau erhielt unsere Wehr am 3. Juli 1976. Eine vielseitige wichtige Ausrüstung wie Rettungsschere, Spreizer, Stromaggregat, sowie Geräte für Ölschadenbekämpfung stand bereit. Bei Verkehrsunfällen wurde gleichzeitig auch der Feuerwehrarzt alarmiert. Viele Menschenleben konnten so gerettet werden, denn Verkehrsunfälle mit Personenschaden wurden immer häufiger.
1978
Diesen gestiegenen Anforderungen konnte die Wehr in ihrer alten Unterkunft nicht mehr gerecht werden. Im Jahre 1978 beschloss deshalb der Stadtrat, einen Architektenwettbewerb zum Bau eines großen Feuerwehrgerätehauses auszuschreiben.
Mit eigener, finanzieller Mithilfe konnte die Wehr aus Mitteln ihres neu eingeführten Stadtfestes einen Kommandowagen kaufen. Mit diesem war es nunmehr möglich, schneller als je zuvor die Führungsspitze zum Einsatzort zu fahren, um entsprechende Schritte der Schadenbekämpfung einzuleiten oder an die anfahrenden Löschfahrzeuge wichtige Lageberichte weiterzugeben.
1979
Die Führungsspitze erwarb sich große Verdienste durch viele Veränderungen und Neuorganisationen. Kommandant Rudolf Mayr wurde im Jahr 1979 wegen seiner vorbildlichen Leistungen mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
1980
Mit einem Festakt am 2. Mai 1980 erhielt die Feuerwehr einen Schlauchwagen mit 1000 Metern Schlauchmaterial, denn gerade bei Einsätzen in den Nachbargemeinden waren oft lange Schlauchstrecken nur unter großem Zeitaufwand zu legen.
1981
Nach langer, schwerer Krankheit verschied 1981 Kommandant Rudolf Mayr im Alter von nur 59 Jahren. Erschüttert standen die Wehr der Stadt sowie Abordnungen aus dem Landkreis bei der großen Trauerfeier am 13. Februar vor seinem Grab. Viele Jahre hatte er ganz entscheidend und wesentlich das Bild der modernen Feuerwehr geprägt.
Sein Nachfolger wurde am 9. März 1981 Brandmeister Helmut Forstmeier, sein Stellvertreter wurde Heribert Mayr, ein Sohn des verstorbenen Kommandanten Rudolf Mayr. Ein neues Team mit neuen Ideen gab nun der Wehr weitere Impulse.
Im gleichen Jahr wurde eine Blutspendedatei eingerichtet, eine Besonderheit, die nicht viele Freiwillige Feuerwehren in Bayern aufweisen können. Sehr oft wird diese bei Notfällen in Anspruch genommen.
Am 29. Juli 1981 konnte die feierliche Grundsteinlegung der neuen Feuerwache begangen werden. Zwei Jahre Planungszeit waren vergangen. Die Wehr beobachtete mit Interesse die Bauarbeiten, und oft halfen Wehrmänner mit, wenn Hilfe gebraucht wurde. Sehr viel Arbeit kam vor allem auf den Kommandanten und dessen Führungsspitze zu, musste doch alles sorgfältig geplant werden, um ein funktionelles Haus zu schaffen. Stolze 2500 Stunden Eigenleistung wurden von den Wehrmännern erbracht.
1982
Der 6. November 1982 war ein großer Tag für die Wehr. Begleitet von den Klängen der Stadtkapelle zog sie durch die Stadt zum neuen Haus. Als die Tore der alten Feuerwache im Rathaus geschlossen wurden, kam doch etwas Wehmut auf, und alte Erinnerungen an die vielen Einsätze und auch an fröhliche Stunden im Kreise der Kameraden wurden wach. Seit 1907, also 75 Jahre lang, war die Feuerwehr im Untergeschoß des Rathauses untergebracht gewesen.
1983
Mit der Einweihung und Eröffnung der neuen Feuerwache am 12. Juni 1983 war ein großes Projekt verwirklicht worden. Um das neue Feuerwehrhaus mit seiner wertvollen Einrichtung optimal zu gestalten, waren unzählige Stunden der Planung und zahlreiche Besprechungen des Feuerwehr-Bauausschusses mit dem Stadtbauamt, dem Kreisbauamt unter Mitwirkung des Kreisbrandrates und Kreisbrandinspektors und des Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz notwendig. Besonders der im neuen Haus eingerichteten Atemschutzstrecke wurde große Bedeutung zugemessen, gab es doch jetzt die Möglichkeit, die wichtige Ausbildung am Atemschutzgerät allen Wehrmännern des Kreises anzubieten.
Von diesem Haus aus konnten nun viele Gefahren, denen Bürger ausgesetzt sind, besser und schneller bekämpft werden. Eine gute Ausbildungsstätte und Räumlichkeiten für ein gemütliches und kameradschaftliches Beisammensein standen damit nun zur Verfügung. Geräte und Fahrzeuge waren optimal untergebracht.
Als Ersatz für ihr ausgedientes Löschfahrzeug bekam die Wehr am 22. Juli 1983 ein neues LF 16, womit sie jetzt auch mit Löschfahrzeugen besser ausgerüstet war.
1985
Ein rabenschwarzer Tag war der 8. August 1985. Mit einem technischen Defekt in der Feuerwache der Feuerwehr Lindenberg hatte der rote Hahn ein heißes Ei in das „Nest" der Wehrmänner gelegt. Der Brand verursachte einen großen Schaden von ca. 200.000,– DM; Völlig verbrannt war der Kommandowagen und außerdem gab es große Schäden in den Garagen.
1986
Im Jahr 1986 bekam die Wehr einen neuen Einsatzleitwagen und ein Tanklöschfahrzeug.
Die Brandeinsätze wurden immer weniger, dagegen rückten die technischen Einsätze in den Vordergrund. In Zukunft wird die Wehr wohl auch noch mehr Umweltschäden schnell und wirksam bekämpfen müssen.
1987
Abschied nahm die Wehr am 5. Januar 1987 von Ehrenkommandant Anton Haas. Er war Kommandant von 1937 – 1963 und hatte sich nicht nur um die Lindenberger Wehr verdient gemacht, sondern auch um das Feuerlöschwesen des gesamten Landkreises.
Seit der Inbetriebnahme der Atemschutzübungsanlage in Lindenberg, wird diese von höchster Stelle als vorbildliche Ausbildungsstätte gelobt. Hunderte von Feuerwehrmännern des Landkreises sind zu anerkannten Atemschutzträgern ausgebildet worden.
1989
Bei den vielen Aufgaben, die eine moderne Feuerwehr der 80er Jahre zu bewältigen hat, wurde eine Aufgabe nie vergessen, die Pflege der Kameradschaft. Sie ist wichtig im Zusammenspiel der Kräfte beim Einsatz. Feuerwehrausflüge auf Schusters Rappen oder mit Omnibussen fördern die Kameradschaft genauso wie Skiwochenenden und Garagenfeste.
Junge, technisch interessierte Männer nehmen die Plätze der verdienten ausscheidenden Wehrmänner ein. Neue Gefahren tauchen auf, Einsätze bei Unfällen mit wassergefährdenden Stoffen nehmen immer mehr zu. Neue Geräte werden im Landkreis nötig und mit den neuen Chemieschutzanzügen wurden bereits erste Schritte getan. Die Alarmierung im Westallgäu geht über die Zentrale unserer Wehr und ist auf neuestem technischen Stand.
Zu ihrem 125. Geburtstag hat die Wehr jetzt eine neue Drehleiter erhalten, kein Geburtstagsgeschenk, sondern einen Ersatz für die alte, ausgediente und technisch völlig überholte Leiter. 25 Jahre war diese im Einsatz und gab den Bürgern unserer Stadt sowie der Bevölkerung des oberen Landkreises ein Gefühl der Sicherheit bei besonderen Brand- und Rettungseinsätzen.
In den vergangenen 125 Jahren sind viele tausende Einsätze geleistet und Brände bekämpft worden. Erst waren es Feuerrufe, dann Kirchenglocken, später Alarmwecker und Funkgeräte, die bei Tag oder Nacht alarmierten. Standen früher nur einfachste Löschgeräte bereit, so kann heute mit modernsten Rettungsgeräten Hilfe gebracht werden. Auch wenn in der Zukunft immer mehr Computer, auch bei der Feuerwehr, wichtige Funktionen übernehmen, ist der Feuerwehrmann nicht zu ersetzen, der allzeit bereit ist, in Not geratenen Mitbürgern zu helfen.
Im Jubiläumsjahr steht die Wehr mit ca. 100 Mann unter der Führung von Kommandant Helmut Forstmeier und seinem Stellvertreter Heribert Mayr gut ausgerüstet da. Bei dieser traditionsreichen, 125-jährigen Vereinigung, die dem Wohle des Bürgers und seiner Stadt dient, dabei zu sein, erfüllt alle Wehrmänner mit berechtigtem Stolz, denn noch immer gilt der gleiche Wahlspruch über Generationen:
„Einer für Alle und Alle für Einen"
„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr".
Zeitraum | Kommandant |
---|---|
1862 – 1865 | J. Paul Huber |
1865 – 1873 | J. G. Huber |
1873 | Josef Spieler |
1873 – 1875 | Xaver Ohmayer |
1876 – 1890 | Johann Wiedemann |
1890 – 1899 | Josef Wucher |
1899 – 1910 | Josef Reich |
1910 – 1914 | Fridolin Huber |
1914 – 1918 | Michael Hieble, Josef Keller |
1919 – 1926 | Fridolin Huber |
1926 – 1937 | Xaver Groß (Vorstand Ottmar Ritter von Reich) |
1937 – 1963 | Anton Haas |
1963 – 1968 | Martin Stibi |
1968 – 1981 | Rudolf Mayr |
1981 – 1992 | Helmut Forstmeier |
1992 – 1996 | Wolfgang Sternberg |
1997 – 1998 | Edi Mangold |
1998 – 2015 | Heribert Mayr |
2015 - heute | Marcus Schneider |
1791
Lindenberg, einst das ärmste Dorf auf weiter Flur, wuchs über Jahrhunderte zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des Westallgäus heran. Maßgeblich am Aufstieg beteiligt waren Pferdehandel und Strohhutherstellung.
Bereits im Jahre 1755 wurde in Lindenberg eine Hutkompagnie gegründet, die das Flechten von Borten, die Fertigung von Hüten sowie den Verkauf der Waren in großem Umfang organisierte. Da beim Verarbeiten des Strohes erhöhte Feuergefahr drohte, galt es früh schon, Wohn- und Arbeitsstätten zu schützen und zu erhalten. 1791 kaufte man deshalb, als noch lange nicht an eine organisierte Brandbekämpfung gedacht wurde, ein erstes fahrbares Löschgerät, eine Brandspritze.
1806
Erst als 1806 Lindenberg durch den Pressburger Frieden von Österreich zu Bayern kam, musste die „allgemein-königlich-bayr. Feuerordnung" beachtet werden:
Jeder Hausbesitzer hatte unter Androhung von Strafe die Mittel zur eventuellen Brandbekämpfung selber bereitzustellen.
In Erfüllung dieser königlichen Verordnung wurde auch auf Kosten der Gemeinde eine Fahne angeschafft, als äußeres Zeichen einer Gemeinschaft zum Schutz der Bürger.
1822
Das erste Spritzenhaus erbaute die Gemeinde im Jahre 1822 nördlich der Aureliuskirche, also im Ortsmittelpunkt. Es wurde auch als Marktstadel verwendet. Für den damaligen Stand des Feuerlöschwesens war Lindenberg relativ gut ausgerüstet.